Von der Quelle der Leiblach auf der Spur alter Mühlen
Der abwechslungsreiche Mühlenweg rund um Heimenkirch führt nicht nur zur Quelle der Leiblach, sondern ist auch ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Orts. Nicht weniger als acht Mühlen, Schmieden, Sägen und Stampfen standen auf Heimenkircher Gemeindegebiet früher am Lauf der Leiblach. Für die Menschen waren Mühlen einst lebenswichtige Betriebe, in denen sie das Getreide für ihren täglichen Bedarf mahlen ließen. Da Weizen, Dinkel, Hafer, Gerste und Roggen nicht übers ganze Jahr von den Bauern geliefert wurden, verdienten sich viele Müller mit Sägen und Knochenstampfen in ihren Mühlen ein Zubrot. Informationstafeln entlang des Mühlenweges lassen ihre Geschichte wieder lebendig werden.
Vom Parkplatz führt der Weg zunächst zur ehemaligen Hammerschmiede in Riedhirsch. Die Schmiede samt Knochenstampfe stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist im Innern zum Teil noch erhalten. Sie wurde - wie alle und Stampfen - früher mit dem Wasser der Leiblach betrieben. Da sich die Hammerschmiede in Privatbesitz befindet, kann sie leider nicht besichtigt werden.
Von der Hammerschmiede geht es über Riedhirsch weiter zur Quelle der Leiblach. Glasklar strömt das Wasser aus der gefassten Quelle. Ein kleiner Rastplatz lädt zum Schauen und Verweilen ein. Im weiteren Verlauf der Wanderung begegnet man immer wieder der schnell breiter werdenden Leiblach. Der Bach entwässert das Westallgäuer Hügelland und mündet schließlich bei dem österreichischen Hörbranz in den Bodensee.
Von der Leiblachquelle geht es auf dem gleichen Weg zurück zur Hammerschmiede. Dort folgt man jetzt der Straße Richtung Wolfertshofen, die durch einen kleinen Wald ins Hammermoos führt. Ein schmaler Pfad führt in das sehenswerte Moor, in dem früher Torf abgebaut wurde. Besonders gut nachvollziehen lässt sich das bei dem kleinen Torfabstich, der - zugänglich gemacht worden ist. Nach der Besichtigung des Hammermooses geht es zunächst ein kurzes Stück auf demselben Weg zurück. Vorbei an den Sportanlagen führt der Mühlenweg weiter zur ehemaligen Katzenmühle.
Diese Mühle hat ihren Namen häufig geändert. In der früheren Zeit erzählten sich die Heimenkircher, der Name sei entstanden, weil sie als letzte Mühle in Heimenkirch erstellt wurde und deshalb "für die Katz" war. In der Realität kann das aber nicht stimmen, denn schaut man in den Schaffbüchern (einer Art Steuerbuch) nach, findet man diese Mühle schon sehr früh, allerdings unter anderen Namen. Sie hieß unter anderem Bäckelesmühle, Bärlesmühle oder Muggenmühle. Bereits 1637 ist ein Hans Baldauf auf dem Grundstück erwähnt. Laut Schaffbuch des Gerichts Simmerberg wird die "Böhrleß-Mühle" 1709 vom Niclaß Ehrleß dem Sohn Hans Ehrle übergeben. Im Vorarlberger Landesarchiv geht es 1789 in einem Gerichtsakt um die "Lorstampfmühlen" bei der Katzenmühle in Heimenkirch. Damals hatte sie also schon sicher den heutigen Namen. "Katzenmiller" war in jener Zeit Benedict Rederer. 1912 hat der Mahl- und Sägmüller Georg Winter den Betrieb gekauft. Nach seinem Tod 1940 übernahm dessen Sohn Josef Mühle und Säge. Der Mahlbetrieb wurde 1945 eingestellt. Die Mühlsteine und Geräte sind als Leihgabe in der Eselsmühle in Wangen zu besichtigen. 1957 wurde eine Strickerei in der Mühle eingerichtet. Das Anwesen wurde 1982 an Familie Gerhard Höschele verkauft.
Im Mühlenweg, unterhalb des Minigolfplatzes, geht es weiter zur Ölmühle. Die Mühle, die hier stand, war die kleinste aller Heimenkircher Mühlen und Stampfen. Sie war, wie schon der Name sagt, keine Getreidemühle. Hier wurde Lein zu Öl gemahlen. Auch hier war ein Kochenstampf dabei. Laut Grundsteuer-Kataster hat der Ölmüller Johann Georg Ruchte 1805 die Ölmühle um 3000 Gulden gekauft. Nach ihm waren mehrere Familien Baldauf Besitzer, bis sie 1907 stillgelegt worden ist. Der Hausname war "Beim Ölar". 1999 wurde sie abgebrochen. Sie stand nicht unter Denkmalschutz. Die kleine Mühle gab dieser Straße ihren Namen: Mühlenweg.
Entlang der Leiblach führt der Weg weiter zu einem Sägewerk, der ehemaligen Großenmühle, heute das Sägewerk Keßler. Vermutlich trug diese Mühle den Namen, weil über viele Jahre hinweg im Besitz der Familie Groß war. Sie war aber auch immer die größte Mühle in Heimenkirch. Die Geschichte dieser Mühle geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Sicher nachgewiesen ist sie seit 1682, als Martin Groß die Mühle kaufte. Seine Tochter, die 1728 Meister Christian Milz "Papierer" zu Heimenkirch ehelichte, führte mit ihrem Gatten den Betrieb weiter. Deren Sohn Johann Georg verkaufte den Betrieb mit Sägen und Stampf 1793 um 4511 Gulden an seinen Vetter Johannes Milz von Heimenkirch. Nachdem die Großenmühle mehrere Male die Besitzer gewechselt hatte, heiratete 1823 der Knecht Martin Karg von Opfenbach die Tochter des damaligen Besitzers, Agathe Mauch. Jener Martin Karg war der Urvater der Kargschen Braudynastie. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Franz 1860 die Mühle. 1874 ging die Großenmühle in Besitz von Johannes Lerchenmüller von der Hammermühle bei Weiler über, der sie vier Jahre später an Xaver Dilger verkaufte. 1893 kaufte er sie wieder zurück, um sie 1904 Joachim Keßler zu veräußern. Seit dieser Zeit ist sie in Besitz der Familie Keßler.
Folgt man dem Mühlen-Rundwanderweg weiter, stand vor der Brücke zum Freibad auf der linken Seite das Sägewerk der Familie Karg. Um 1900 wurde diese Säge von der Brauereifamilie erstanden. Sie ging 1971 mit den übrigen Karg'schen Besitztümern an die Löwenbräu München und wurde - nach Erinnerungen von Hans Karg - um 1980 abgerissen.
Vorbei am Freibad führt der Weg an der Leiblach entlang weiter zur ehemaligen Buhmühle in Meckatz. Dabei passiert man einen schönen Rastplatz, an dem sich einige Granitblöcke aus der Silvrettagruppe bewundern lassen. Die Buhmühle hat ihren Namen von der nahen Ortsflur "Auf dem Buch". Da diese Mühle nicht direkt an der Leiblach liegt, wurde zum Antreiben des Wasserrades ein Kanal gezogen, der noch heute deutlich sichtbar ist. Nach pfarramtlichen Akten hat im Jahre 1680 ein Georg Sohler von der Buhmühle geheiratet. Nun war die Mühle bis 1894 fast durchwegs im Eigentum der Familien Sohler. 1714 ist eine Übergabe von Jerg Sohler durch Martin Ellmeier oder Ellmer verzeichnet, 1736 ist der Verkauf vermerkt von Vater Martin Sohler an seinen Sohn, ebenfalls Martin Sohler. 1894 erwarb Josef Anton Müller den Betrieb mit der angegliederten Landwirtschaft. 1914 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. 1922 wurde der Stall (er war an der Stelle wo heute der Garten ist) abgerissen und oberhalb der Straße der neu gebaut. Es ist das große Gebäude, das heute noch in der Kurve steht. Als 1951 Eduard Müller sen. bei der Waldarbeit tödlich verunglückte, wurde auch der Sägebetrieb eingestellt. Das Anwesen blieb bis 1972 im Besitz der Familie Müller. Dann wurde es an Wilhelm Nitsch verkauft.
An der Buhmühle kann man zwischen zwei Touren wählen. Die längere führt über Meckatz, Kappen und Biesenberg zur ehemaligen Mothenmühle. "Einst Burgmühle von Biesenberg", steht noch heute auf einer Gedenktafel. Betrieben wurden hier eine Getreidemühle, Knochenstampfe und Sägewerk. Inzwischen trägt sie den Namen des Ortsteils, in dem sie steht: "Mothenmühle". Im Jahr 1692 wird Josef Alber als Eigentümer erwähnt. Nach ihm gab es viele weitere Besitzer. 1906 wird der Mahlbetrieb eingestellt. Auch die Knochenstampfe wurde danach wohl nicht mehr betrieben. 1919 erwirbt Josef Kesenheimer das Anwesen. Sein Schwiegersohn Erich Bentele führt die Säge noch bis zur Auflösung im August 1973. Gefertigt wurden vor allem Bauholz - unter anderem Dielenbretter für Kuhställe. 1932 vernichtete ein Hochwasser das Stauwehr und überflutete den Sägeplatz und das Sägewerk. Das richteten so großen Schaden an, dass die Säge zunächst nicht mehr betrieben werden konnte. 1939 brannte die Säge komplett ab. Sie wurde von Kesenheimers an gleicher Stelle wieder aufgebaut und hat seitdem das heutige Aussehen. Die Säge war bis 1973 in Betrieb. Von 1978 bis 1981 war eine Uta May aus Stuttgart Besitzerin des Anwesens. Von ihr übernahm die Eigentümergemeinschaft Dr. Kreft, Aigner, Aigner, Görts mit Mell und Mell die Mühle. Davon schieden 1995 Görts und beide Personen Mell aus.
Der Mothenmühle gegenüber liegende Sägewerk Epple wurde bis 1970 mit der Wasserkraft der Leiblach betrieben.
Über Mapprechts führt der Mühlenweg zu einer wunderschönen Eiche, der man sich bei der kürzeren zweiten Tour direkt von der Buhmühle aus nähert. Ab dieser Eiche geht es nach Oberhäuser mit der hübschen Gedächtniskapelle, die 1898 von Anwohnern gebaut wurde. Besonders schön ist der Blick über Heimenkirch, Meckatz, die Nagelfluhkette und den Bodensee beim Bodenseekreuz. Über den Ortsteil Berg führt der Mühlenweg zurück nach Heimenkirch und auf den Wanderparkplatz.
Steht am Beginn der Leiblach eine Hammerschmiede, so steht ebenso am Ortsende eine. Da, wo die Leiblach Heimenkirch verläßt und in Richtung Wohmbrechts fließt. Geht man, nachdem man die kurze Steige nach dem Sägewerk Epple bewältigt hat, statt nach rechts auf dem Trampelpfad nach links, kommt man in den Ortsteil Zwiesele. Dort führt in der Senke eine kleine Straße vor dem Buswendeplatz nach links. Bevor man die letzte Leiblachbrücke auf Heimenkircher Gemarkung in Richtung Opfenbach überquert, lag auf der rechten Seite die
Waffen- und Hammerschmiede
Sie wurde erstmals 1767 als Waffen- und Hammerschmiede von Hämmerle, Ortsteil Zwiesele erwähnt. Betrieben wurde sie bis 1950, zuletzt von Alois Stocker. 1967 wurde sie abgebrochen auf Grund von Straßenbaumaßnahmen. Das Anwesen ging an seine Tochter Josefine über. An die Waffen- und Hammerschmiede erinnert noch heute eine Gedenktafel am jetzigen Wohnhaus.
Geht man über die Brücke, kommt man auf der Straße nach Opfenbach, von wo man zu Fuß oder per Bus zurück nach Heimenkirch kommt.
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